Nach wie vor zählt die Oper Carmen zu den beliebtesten und meistaufgeführten Werken des Genres. Paul-Georg Dittrich, Hasti Molavian, Christopher Scheuer und Tobias Schwencke haben in ihrer Neuinterpretation eine reflektierte Inszenierung geschaffen und verknüpfen Molavians autobiografische Erlebnisstränge assoziativ mit der berühmten Oper: Träume, Ängste und ein immenser Freiheits- und Selbstbestimmungsdrang.
Eine Siebenjährige, die jeden Mittwoch auf dem Weg zum Geigenunterricht den Freiheitsplatz überquert – in der Hand einen blauen Müllsack, in dem ihr Geigenkasten versteckt ist, die Saiten der Geige durch ein Handtuch gedämpft. Mit elf beginnt sie zu singen, in einem Chor, und auch hier muss der Klang getarnt werden: der ihrer Stimme. Mit siebzehn verlässt sie dann ihre iranische Heimat, um ihren Traum leben zu können: Opernsängerin werden.
Hasti Molavian, seit 2020 festes Ensemblemitglied am Volkstheater, Regisseur Paul-Georg Dittrich und das Komponistenduo Scheuer/Schwencke befragen in ICH BIN CARMEN UND DAS IST KEIN LIEBESLIED die Narrative zweier Welten nach Gesellschafts- und Geschlechterbildern. Sie entwerfen mittels neuartiger Bild-Klang-Kompositionen eine utopische Gegenwelt: zwischen Bizet und persischem Sprechgesang (Naghali), zwischen Teheraner Originalschauplätzen und einem poetischen Erinnerungsraum.