„Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“
Der erste Satz in Franz Kafkas Die Verwandlung ist weltberühmt und eröffnet ein Universum der Angst und Entfremdung. Der junge Handelsvertreter findet nicht mehr zu sich selbst, muss seine Arbeit aufgeben, kann seine Familie nicht mehr unterhalten und erlebt, wie es sich anfühlt, komplett von der Außenwelt abgeschnitten zu werden. Nur seine Schwester traut sich manchmal noch in sein Zimmer, um aufzuräumen oder etwas zu essen zu bringen. Irgendwann muss er entfernt werden, damit ein Neuanfang möglich wird. Unsentimental und von seiner ihn immer stärker behindernden Körperlichkeit fasziniert, dann wieder voller Weltschmerz und Selbstzweifel beobachtet Gregor seine fortwährende Verwandlung in einen – ja, was eigentlich?
Regisseurin Lucia Bihler überträgt diese ikonische Parabel in eine Reihe von Verwandlungsphasen, die sich Fragen nach Einsamkeit, Vertrauensverlust, Kraftlosigkeit und Überlebensdrang in der heutigen Zeit widmen. Nach Maria Lazars Die Eingeborenen von Maria Blut, 2023 zum Berliner Theatertreffen eingeladen, nähert sie sich damit nun der Erzählung des 1883 in Prag geborenen und 1924, also vor ziemlich genau einem Jahrhundert in Kierling, nahe Wien, verstorbenen Wunderkinds der Moderne Franz Kafka an.
In einer Fassung von Lucia Bihler und Jeroen Versteele