Die Wohnküche eines alten Bauernhauses in Leenane, einem winzigen Ort an der Küste der irischen Grafschaft Galway. Die Brüder Valene und Coleman, die hier seit Ewigkeiten zusammenleben, haben gerade ihren erschossenen Vater beerdigt, und sie streiten sich um Chips, Schnaps und Heiligenstatuen. Der junge Gemeindepfarrer Pater Welsch ist nach der Beerdigung mit ihnen gekommen, um sich zu betrinken und sich über das unbelehrbare Dorf zu beklagen, wo alle sich bekriegen, erschießen oder sich selbst umbringen. Die vierte Figur des tragikomischen Quartetts ist Girleen, fast volljährig und Verkäuferin von Poteen, einem hochprozentig destillierten Schnaps aus Gerste. Als sie mit ihrer Ware und traurigen Neuigkeiten aus dem Dorf bei den Brüdern anklingelt, setzt sich eine unwiderrufliche Dynamik des Grauens in Gang, voller ehrlicher Zugeständnisse, impulsiver Gewalt und schwarzen Humors.
Mateja Koležnik inszenierte in ihrer slowenischen Heimat bereits mehrere Stücke von Martin McDonagh, dem „irischen Theater-Tarantino“. Noch bevor er ein erfolgreicher Filmemacher („Brügge sehen und sterben“, „The Banshees of Inisherin“) wurde, schrieb McDonagh mit der Leenane-Trilogie (1996–1997) drei Theaterstücke, in denen er irische Dorfleute in einer unverwechselbaren Sprache übereinander herziehen lässt. Der einsame Westen ist der Höhepunkt dieses bemerkenswerten Jugendwerkes, das voller zeitloser Themen ist: die Familie, Schuld und Sühne, Liebe, der Sinn des Lebens und der Tod – und natürlich die ewige Frage, ob Taytos- oder McCoys-Chips besser sind.
Deutsch von Martin Molitor und Christian Seltmann