Ein Stück mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern nach John Gays The Beggar's Opera von Bertolt Brecht (Text) und Kurt Weill (Musik) unter Mitarbeit von Elisabeth Hauptmann
Seit bald 100 Jahren begeistert Die Dreigroschenoper mit Tempo, Witz, bissiger Satire und natürlich den unsterblich gewordenen Songs von Kurt Weill. Ganovenboss Macheath und Bettlerkönig Peachum liefern sich einen Schäbigkeitswettbewerb vom Feinsten. Peachums Tochter Polly sieht sich nicht als Anlagekapital und heiratet Macheath aus Liebe. Die Hure Jenny rächt sich mit ihren Mitteln. Doch eine Welt, die nur die jeweils besseren Gauner belohnt, kann keine gute sein: Wer am besten betrügt, gewinnt. Gnadenlos deckt Die Dreigroschenoper auf, was das Publikum nicht sehen will: Dass wir alle diejenigen sind, die diese Bösartigkeit stützen.
Mit der Inszenierung zeigt das junge Team um Regisseur Maurice Lenhard, wie aktuell das Werk auch heute noch ist. Alle haben Angst vor dem sozialen Abstieg und packen sich warm ein gegen die Kälte in der Welt da draußen. Doch selbst die beste Jacke hilft nicht immer gegen Stöße in die Rippen.
Inhaltsangabe
Akt 1
Geld regiert die Welt und die Armut ist zum Geschäft geworden: Um den Menschen durch Mitleid das Geld aus der Tasche zu ziehen, hat Jonathan Jeremiah Peachum das Unternehmen „Bettlers Freund“ gegründet, das Lizenzen an professionelle Almoseneintreiber vergibt. Seine Tochter Polly hat die Fremdbestimmung satt, setzt ihre Hoffnungen aber ausgerechnet auf eine Heirat mit dem Ganovenkönig Macheath, Chef einer Räuberplatte und größter Konkurrent ihres Vaters (für Macheath ist es der größte Coup, um Peachum zu düpieren). Die Hochzeitsfeier findet inkognito statt und hat zum Ehrengast den Polizeichef Brown (genannt Tigerbrown), der sich zur Überraschung aller als Macheaths Buddy und Gewährsmann outet. Peachum und seine Frau kochen vor Wut, als sie von Pollys Heirat erfahren, doch sie hecken auch umgehend einen Plan aus: Würde man Macheath mit einer Intrige ans Messer liefern, wäre man den Wettbewerber los, hätte die Tochter als laufende Werbefläche zurück und gleich noch das Erbe obendrauf. Polly hat aber andere Pläne.
Akt 2
Polly versucht Macheath zu warnen: Ihr Vater droht Brown und plötzlich wendet sich das Blatt, alte Allianzen werden aufgekündigt und Verrat steht ins Haus. Macheath lässt sich überreden, zu fliehen und überträgt Polly die Geschäfte mit der Platte. Aber natürlich lässt er sich nicht abhalten, „seinen“ Donnerstagstermin bei den Huren von Turnbridge wahrzunehmen. Doch eine von ihnen, seine verflossene Liebe Jenny, hat einen Pakt mit Mrs. Peachum geschlossen und Macheath, der wiederum Polly verdächtigt, längst bei der Polizei angegeben. Im Kerker würdigt Macheath Brown keines Blickes. Er wittert aber bereits das nächste Problem, denn er hat Browns Tochter Lucy die Ehe versprochen. Als sie ihn mit seiner Verheiratung mit Polly konfrontiert, versucht er zu leugnen, doch da taucht seine Ehefrau höchstpersönlich auf und legt sich mit Lucy an. Nur Mrs. Peachum, die Polly aus dem Kerker zerrt, kann die Szene beenden. Macheath becirct Lucy, die ihm zur Flucht verhilft. Im leeren Gefängnis treffen Brown und Peachum aufeinander, der sich eigentlich am eingekerkerten Macheath ergötzen wollte. Peachum wiederholt seine Drohung: Sollte der Polizeichef seinen Kompagnon nicht an den Galgen bringen, würde er, der „Bettlerkönig“ Londons, die Krönungsfeierlichkeiten der jungen Königin mit seinem Personal sabotieren.
Akt 3
Die betrogene Lucy schwört Rache an Polly und will sie mit Gift umbringen. Währenddessen bereitet Peachum alles für seinen Coup bei den Krönungsfeierlichkeiten vor. Da taucht Jenny auf und will von Mrs. Peachum den Lohn für den Verrat an Macheath. Doch die denkt gar nicht daran, das Geld zu zahlen, denn Macheath sei ja bereits wieder geflohen. Da verrät Jenny halbwissentlich erneut Macheath, der seine neu errungene Freiheit natürlich mit einem Besuch bei ihr gefeiert hat, und plaudert aus, dass er wieder im Hurenhaus in Turnbridge zu finden sei. Brown tritt ein, um Peachums gesammelte Belegschaft festzunehmen und so eine Störung der Krönung zu verhindern. Doch Peachum weist ihn darauf hin, dass er noch ein weiteres Ass im Ärmel hat: die wirklich Ärmsten der Armen, deren heruntergekommenes Äußeres nicht nur Aufmachung sei wie bei seinen „Professionals“ und die er zu den Feierlichkeiten schicken will. Als Brown zu verzweifeln droht, verrät ihm Peachum, wo er Macheath erneut festnehmen kann. Polly und Lucy treffen ein weiteres Mal aufeinander, aber nur, weil Polly herausfinden will, ob Lucy weiß, wo ihr Mann steckt. Die beiden stellen fest, dass sie auf ganz ähnliche Weise von Macheath hereingelegt worden sind, als die Nachricht von seiner erneuten Festnahme die Runde macht. Mrs. Peachum bringt Polly ihre Witwenkleider. Im Kerker versucht Macheath, sich auf altbekannte Weise Privilegien und die Freilassung zu erkaufen, doch da er nicht mehr flüssig ist, bringt es nichts. Als selbst seine Platte ihn hängen lässt und auch Polly nichts mehr unternimmt, ihn zu retten, sieht er alle seine Felle davonschwimmen und macht eine letzte Abrechnung mit Brown. Nun geht es gnadenlos an den Galgen. Doch im letzten Augenblick trifft mit dem Reitenden Boten des Königs ein Begnadigungsbescheid ein: Macheath soll leben, mit Polly glücklich werden und sein Leben mit einer monatlichen Leibrente in einem Schloss genießen. Ende gut, alles gut?
Copyright Bilder:
Barbara Pálffy/Volksoper Wien