Was ist wahr und was falsch, wer steht im Hellen und wer im Dunkeln? Während die COVID-19-Pandemie allmählich zu einer Infodemie mutierte, radikalisierte sich der Kampf um die Wahrheit selbst. Teile der Bevölkerung koppelten sich ab, fanden in Telegram-Gruppen oder auf Querdenker-Demos ihre neue, passendere Wirklichkeit. Desinformation wurde zur Waffe. Auch nach der Pandemie bleibt der Riss bestehen: Dialog oder Konsens zwischen den Lagern scheinen unmöglich, stattdessen lebt man in getrennten Sphären, Weltsichten prallen aufeinander, Misstrauen regiert. Auch Familien, Beziehungen, jahrzehntelange Freundschaften finden plötzlich keine gemeinsame Sprache mehr. Noch nie war es so leicht wie heute, sich im Gewirr der Meinungen zu verlieren – und Gegner:innen dabei aus dem Schatten der Anonymität heraus zu drangsalieren.
Wie ein Gespenst spuken die Nachwirkungen der Pandemie durch unsere Gegenwart. Das Wiener Regieduo Darum beschäftigt sich mit ebenjenen Themen, die einen nachts nicht schlafen lassen – blinde Flecken in der Gesellschaft, unheimliche Wiedergänger der Geschichte, das Unversöhnliche und Widersprüchliche des Alltags. Mit ihrer VR-Performance „[EOL]. End of Life“ wurden sie 2025 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Nun entwickeln Darum gemeinsam mit der unabhängigen Rechercheplattform Dossier erstmals eine Produktion am Volkstheater – es entsteht eine Elegie auf die Wahrheit und ein Panorama des Zweifelns.