«Die Komödie Figaro lässt sich scheiden beginnt einige Jahre nach Beaumarchais’ Hochzeit des Figaro. Trotzdem habe ich es mir erlaubt, das Stück in unserer Zeit spielen zu lassen, denn die Probleme der Revolution und Emigration sind erstens: zeitlos, und zweitens in unserer Zeit besonders aktuell. Unter der in dieser Komödie stattfindenden Revolution ist schlicht nur eine jegliche Revolution gemeint, denn jeder gewaltsame Umsturz lässt sich in seinem Verhältnis zu dem Begriff, den wir als Menschlichkeit achten und missachten, auf den gleichen Nenner bringen.»
So beschreibt Horváth selbst sein 1937 uraufgeführtes Stück über die geografischen und menschlichen Irrfahrten und die zeitlose Frage, was denn eigentlich «die» Revolution sei. Die international gefragte, preisgekrönte, kroatische Regisseurin Anica Tomić, in Kollaboration mit der Autorin Jelena Kovačić, ist spezialisiert auf Überschreibungen und Neubearbeitungen klassischer Werke. Ausgehend von Horváths Text und der zentralen Figur des Figaro, denken die beiden Künstlerinnen darüber nach, ob wir nicht alle Teil einer Revolution sind und es gar nicht wahrhaben wollen? Muss es immer so sein, dass «Diener», «Herren» werden wollen und andere sich vergeblich an alte Größe und Traditionen klammern? Brauchen die Welt und der menschliche Verstand Revolutionen, damit Veränderung passiert? In Horváths selten gespieltem Stück über Solidarität und ihre menschlichen Facetten in einer zerbrechenden Welt sind alle Figuren auf der Suche nach Orten, die sie niemals erreichen werden. Und so könnte es beginnen: Es war einmal in einem Wald in Europa …