Auf Basis einer wahren, historischen Begebenheit berichtet die junge Südtiroler Autorin Miriam Unterthiner vom Leben einer jungen Frau und ihrer Emanzipation. Kunstvoll verwebt sie Sprech und Sprach ebenen und macht auf diese Weise die Enge der dörflichen Gesellschaft ebenso wie die Deformation der Frau und ihr Aufbegehren spürbar. Die Hauptfigur Maria ist auf der Suche nach einer eigenen Identität, dem eigenen Ich, der eigenen Stimme. Unterthiner schreibt Maria ein neues Ende, das sie selbst nicht erleben durfte.
Maria bringt sich selbst zur Sprache.
In kurzgetakteter, musikalischer Prosa wird hier exemplarisch ein Frauenschicksal verhandelt: geboren, emotional vernachlässigt, verformt, als Tochter nicht anerkannt. Das wirkt auf den Körper: ein Buckel als eine Art Schutzhaltung bildet sich.
So mit. Kopf nach unten. So mit. Rücken nach vorn. So mit. Gesicht nach unten. So mit. Blick zum Boden
Sie wird von außen korrigiert. Ein hölzernes Korsett schiebt sich in den Sprach-Strom und über ihren Körper. Doch Maria hat einen Verbündeten: eben diesen Boden.
Ich spreche hier. Ja. Ich spreche hier. Als Boden. Wird hier gesprochen.
Wie der Chor in der griechischen Tragödie wiegt und umsorgt der Boden das «Måidel» oder, noch verkleinernder, das «Is Måidele» und sorgt für festen Halt – unten quer über die Textseite gesetzt, als sicherer Untergrund, in dem Maria gut aufgehoben ist.
Und wirklich, wie in einer philosophischen Fabel, im Ringen um Sprache, gelingt ihr, allem trotzend, der Schritt nach vorne, zu sich selbst! AAAAAAAAAAA holt sie ihren Geburtsschrei nach und eignet sich ihren Namen an: MARIA ICH.