Eine rotleuchtende Lichtgestalt – das ist Nestroys Titus Feuerfuchs, der die Gesellschaft schnell durchschaut und nach unerwartetem Aufstieg und erwartungsgemäß rasantem Abstieg selbst für sein Lebensglück sorgt.
Dazugehören, Karriere machen, davon träumt auch der Vagabund Titus Feuerfuchs – doch, nomen est omen, wegen seiner roten Haare wird er privat wie beruflich zum Außenseiter gestempelt. Der rothaarigen Gänsehirtin Salome geht es ähnlich, aber ihr Interesse an ihm spürt Titus nicht, zu sehr ist er mit dem Wunsch, aufzusteigen beschäftigt. Und dann nimmt sein Leben eine plötzliche Wende: Er bewahrt den eitlen Friseur Marquis vor einem Unfall und erhält zum Dank von ihm eine schwarze Perücke. Mit neuer Haarfarbe wird er zum Objekt der Begierde von drei konkurrierenden Witwen und macht im Schloss rasant Karriere, indem er fortan immer wieder chamäleonartig die Persönlichkeit wie die Perücke wechselt. Doch erst als Titus auf seinen Talisman verzichtet, findet er schließlich sein Glück. „Der Talisman“ ist eine schillernd-schwerelose Geschichte des Scheins und des Seins. Noch mehr als die verschiedenen „Zauberperücken“ sind es der manipulative Charme und das „Fey’rtagsgwandl“ seiner Wortkunst, die Titus zum sozialen Aufstieg verhelfen.
Mit seiner hochmusikalischen Posse übt Nestroy, der „erste deutsche Satiriker“ (Karl Kraus), augenzwinkernd zeitlose Zeitkritik, gegen einen damals wie heute weit verbreiteten Opportunismus, gegen Geldgier und die Diskriminierung von Minderheiten – und erzählt davon, wie lächerlich zufällig der Weg zu Glück oder Unglück bisweilen sein kann.
Die Rolle des Titus Feuerfuchs hat sich Nestroy (1801–1862) auf den Leib geschrieben: Bei der Uraufführung seiner Posse „Der Talisman“ 1840 spielte er selbst den rothaarigen Außenseiter, dem mithilfe von Perücken ein Aufstieg in die sogenannten höheren Kreise gelingt. Doch bald schon wird der kluge und komisch begabte Feuerfuchs entlarvt, und sein glücklicher Coup droht zum Trauerspiel zu werden.
Der Musiker, Komponist, Pianist und Musiktheatermacher Christian Auer komponiert die Musik für die Salzburger Fassung des „Talisman“. Bernd Liepold-Mosser arbeitet als Autor und Regisseur für Theater, Film und Fernsehen. Er lehrt an der Universität Klagenfurt und künstlerischer Leiter des Klagenfurt Festivals. Seine Regiearbeiten wurden mehrfach für den Nestroypreis nominiert.