Mit Zustimmung der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek kommen am Salzburger Landestheater zwei ihrer Werke gemeinsam auf die Bühne, die sich ergänzen in der Untersuchung unserer kleinen und der sie umgebenden großen Welt.
In „Wolken.Heim.“ formiert sich ein „Wir“, das sich in Fremdenfeindlichkeit und Abschottung selbst bestätigt und seine Identität durch die Ausgrenzung des Anderen erzeugt. Die Sehnsucht und die Suche nach klaren Zugehörigkeiten, Zusammenhalt und einer nationalen Identität begleiten jeden Satz, lassen Vermutungen zu Gewissheiten und Behauptungen zu Fakten werden und führen gleichermaßen in den Dichterhimmel, den Elfenbeinturm und den Hochsicherheitstrakt. „Am Königsweg“ beschreibt das Wüten des Despoten. Es beschreibt die große Welt. Die große Welt, die über alle Kanäle, über Fernseher, Zeitungen, Computer, Telefone dauernd zu uns hereindringt. Es tönt: „Der König, endlich ist er da!“ – der „starke Führer“, nach dem sich die Menschen so gesehnt haben und sehnen, die alle mit rechtem Gedankengut operieren, sei es in Amerika, Russland, Italien, Großbritannien, Ungarn, Deutschland oder Österreich.
Die Salzburger Verbindung von Elfriede Jelineks Text „Am Königsweg“ mit ihrem Stück „Wolken.Heim“ ist eine Untersuchungsanordnung von rechtem, autoritärem und fremdenfeindlichem Gedankengut im Weltpolitischen und im Privaten, auf der Weltbühne und im Wohnzimmer.
Elfriede Jelinek (*1946) hat für ihr Werk eine Vielzahl von Auszeichnungen erhalten, darunter den Georg-Büchner-Preis. Ihr Gesamtwerk zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Themen aus, die die Felder der Geschlechteremanzipation, der Sexualität, des Lebens und Todes, des Eltern-Kind-Verhältnisses und der Heimat berühren. 2004 wurde ihr der Nobelpreis für Literatur verliehen.
Johannes Ender studierte an der University of Oxford und der Universität Damaskus, er lebte und arbeitete in Paris und London sowie bei NGO-Projekten in Nepal, Uganda und Syrien. Inszenierungen führten ihn u. a. nach Hamburg, Berlin, London, Teheran, München, Kiel und Dresden. Mit Hanna Landes realisierte er zahlreiche Arbeiten auch in Salzburg, u. a. Jelineks „Das Licht im Kasten“.