„Geduld und Gemütsruhe tragen mehr dazu bei, unsere Verstimmungen und Krankheiten zu heilen, als die ganze Kunst der Medizin.“ Diesen Satz schrieb Mozart am 30. März 1787 seinem Freimaurer-Bruder Johann Georg Kronauer ins Stammbuch — und zwar auf Englisch. Auf den ersten Blick könnte einem der Satz als Plattitüde erscheinen, wie ein Äquivalent aus dem 18. Jahrhundert für „Don’t worry, be happy“.
Desgleichen ließe sich die Handlung von Così fan tutte leicht als Ansammlung von Plattitüden lesen: als lächerlicher und auch sadistischer Test auf Grundlage simpler Klischees über weibliche (Un-) Treue und männlichen Stolz. Doch das hieße, dem Stück und vor allem der Musik, die Mozart dafür schuf, Unrecht zu tun. Ein unbedeutenderer Komponist hätte sich damit begnügt, die Musik vordergründig und effektgesteuert zu halten. Zwar greift auch Mozart auf Konventionen zurück, doch nur, um mit ihnen zu spielen und zu überraschen: Unter der scheinbaren Oberflächlichkeit ist immer ein authentischer Seelenzustand spürbar.
Von einem Augenblick auf den anderen erfahren die Schicksale der vier jungen Protagonisten eine völlige Wendung — nicht wegen des albernen, von Don Alfonso angeregten Experiments an sich, sondern wegen der Emotionen und Erkenntnisse, die es auslöst. Arien wie Ferrandos „Un’aura amorosa“ und Fiordiligis „Per pietà, ben mio, perdona“ lassen Possenhaftes weit hinter sich und eröffnen Einblicke in tiefste Schichten menschlichen Fühlens. Die Erfahrungen, die die Hauptfiguren im Verlauf der Handlung machen, stürzen alle — die Frauen ebenso wie die Männer — in existenzielle Verwirrung. In dem recht kurz gehaltenen Schluss sehen sich die „originalen“ Paare wieder in die Augen: Interessanterweise begegnen sie einander nicht mit Härte und Gehässigkeit, sondern beschließen, sich zu versöhnen und den Weg weiter gemeinsam zu gehen.
In italienischer Sprache
mit deutschen und englischen Übertiteln
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