Alceste ist ein Menschenfeind, weil er an seinen Mitmenschen nichts Anderes erkennen kann, als dass sie einander belügen, hintergehen und übel nachreden. Er kann und will sich diesen gesellschaftlichen Spielregeln nicht unterwerfen. Längst hätte Alceste Paris verlassen, wäre da nicht Célimène, in die er unsterblich verliebt ist, die ihm aber gleichzeitig wie ein Paradebeispiel all der von ihm angeprangerten Untugenden vorkommt. Statt sie selbst zur Rede zu stellen, fällt er daher über alle ihre Freund:innen und Bekannten her, die in ihrem offenen Salon ein und aus gehen. Auf diese Weise verscherzt er es sich auch mit dem Verseschmied Oronte, der ihm nun mit einem Prozess droht, nachdem Alceste eine seiner lyrischen Perlen verrissen hat.
Molières zeitloses Lustspiel ist auch heute noch das Sittenbild selbstgefälliger High Society. In dieser Saison wird Der Menschenfeind in einer Inszenierung von Anna Marboe zu sehen sein, die immer wieder mit ihrem lustvollen Umgang mit Sprache und ihren humorvoll-melancholischen Inszenierungen von sich reden macht.