„Edle Einfalt“ und „stille Größe“? Weit gefehlt! Die Epoche, die wir „Wiener Klassik“ nennen, war ein Umschlagplatz neuer musikalischer Strategien und gerade das Streichquartett immer schon ein Experimentierfeld ersten Ranges für die kühnsten kompositorischen Ideen. Im Streichquartett sei „das Aussprechen jeder musikalischen Idee auf ihre wesentlich notwendigsten Bestandteile, die vier Stimmen, beschränkt, wo sie nur durch ihren innern Gehalt für sich Interesse gewinnen kann“, stellte Carl Maria von Weber 1818 fest und prägte in der Folge die lapidare Sentenz: „Das rein Vierstimmige ist das Nackende in der Tonkunst.“ Mit Bedacht hat eins Mozart sich bei Fugen von Bach neue Anregungen geholt, und Beethovens „Große Fuge“ op. 133 galt lange Zeit als unspielbar, für Ausführende wie fürs Publikum unerträglich, nur auf dem Papier verständlich, so kantig, wild und ungezügelt wirkte sie. Da ist es wahrlich nur ein Katzensprung nicht nur zu Igor Strawisnky und Erwin Schulhoff, sondern auch zum Rock. Matthijs van Dijk, der Bruder des Signum-Bratschers Xandi, hat großartige Arrangements berühmter Nummern von Cream, Led Zeppelin und Radiohead geschrieben, in denen das Streichquartett eben nicht mit Verstärkern aufgemotzt wird, sondern deren Musik ganz bei den „wesentlich notwendigsten Bestandteilen“ bleibt, den vier Stimmen: Das ist so „nackend“ wie packend. Und garantiert unvergesslich!
PROGRAMM
Wolfgang Amadeus Mozart
Adagio und Fuge, KV 546
Cream (Arrangement: Matthijs van Dijk)
Sunshine of your love
Igor Stravinsky
Aus: 3 Stücke für Streichquartett (1914/1918)
1. Danse
Matthijs van Dijk
(rage) rage against the
Led Zeppelin (Arrangement: Matthijs van Dijk)
Heartbreaker
Erwin Schulhoff
Aus: Fünf Stücke für Streichquartett
Alla Tarantella (Prestissimo con fuoco)
Radiohead (Arrangement: Matthijs van Dijk)
Paranoid Android
Ludwig van Beethoven
Große Fuge B-Dur, op. 133