Streichquartette auf Schloss Esterházy zu hören: Da kommt zum reinen Musikgenuss noch jene besondere Aura hinzu, die nur ein historischer Originalschauplatz des Genres bieten kann. Das Entrée von Quartetto Plus 2024 könnte nicht klassischer ersonnen sein: Werke der prägenden Trias Haydn, Mozart und Beethoven stehen zum Auftakt auf dem Programm, gespielt vom Schumann-Quartett, das sich seit seiner Gründung 2007 in Köln längst in die vorderste Reihe internationaler Kammerensembles gespielt hat. Zu erleben sind wichtige Eckpunkte der Gattung – und mehr, denn dafür steht auch das „Plus“ im Titel des Festivals. Staunen erregt da schon Haydns relativ frühes Es-Dur-Quartett, das nicht nur überraschend mit einem Variationensatz beginnt, sondern im Adagio auf Expeditionen in unerhörte Tonarten geht, darunter Eses-Dur! Kurz und bündig, aber dabei düster und schroff gibt sich anschließend Beethovens fulminantes „Quartetto serioso“: Leidenschaften, die wie in einem Druckkochtopf brodeln. Eine wundersame, friedvolle Erholung nach diesem Ungestüm bietet daraufhin Mozarts berühmtes Klarinettenquintett KV 581, eine neue Gattung aus seiner Erfindung, bei der zum Streichquartett die von ihm so geliebte Klarinette tritt. Alles andere als ein fünftes Rad am Wagen bindet Mozart sie ebenso solistisch wie partnerschaftlich in Ensemble ein. Dieses instrumentale „Plus“ bildet hier keine Geringere als Sabine Meyer, eine der bedeutendsten Klarinettistinnen unserer Zeit.
PROGRAMM
Joseph Haydn
Streichquartett Es-Dur, op. 17 Nr. 3
Ludwig van Beethoven
Streichquartett f-Moll, op. 95
Wolfgang Amadeus Mozart
Klarinettenquintett A-Dur, KV 581