Natürlich reüssiert Andrè Schuen längst auf den großen Opernbühnen dieser Welt – etwa an der Bayerischen und der Wiener Staatsoper, dem Royal Opera House Covent Garden, dem Teatro Real in Madrid oder dem Teatro alla Scala in Mailand. Dabei ist er, vom Mozartfach ausgehend, auch schon bis zu den ersten Wagner-Partien vorgedrungen, etwa dem Wolfram in „Tannhäuser“ an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Daneben freilich widmet sich der im ladinischen La Val in Südtirol aufgewachsene Bariton wie kaum ein zweiter Sänger seiner Generation auch dem Lied – und weiß dabei stets den versierten Pianisten Daniel Heide an seiner musikalischen Seite. „Schuen scheint nicht auf Schönheit aus – vielmehr auf Wahrhaftigkeit“, heißt es in einer Kritik zur gemeinsamen Aufnahme von Schuberts „Winterreise“: „Er singt so, als würden sich die dramatischen Geschehnisse in diesen Liedern just in dem Moment ereignen, indem wir sie zu hören bekommen. Das ist die Kunst, seine und die seines Begleiters.“ Bei Herbstgold beweisen Andrè Schuen und Daniel Heide ihre penibel aufeinander abgestimmten Fähigkeiten und ihre musikalische Erzählkunst bei den großen Gesten und intimen Wendungen in Liedern zwischen Spätromantik und früher Moderne.