Programm
Györgi Ligeti:
Concert Românesc
Luciano Berio:
Folk Songs für Stimme und Orchester
Franz Schubert:
Symphonie Nr. 3 D-Dur D 200
Schon bald nach seiner Entstehung wurde György Ligetis Concert Românesc (1951) aufgrund einiger dissonanter Klänge verboten. Die Uraufführung erfolgte daher erst zwanzig Jahre später. Im Jahr 2000 schrieb Ligeti über die Entstehung des Werks: »1949 | 50 hielt ich mich in Rumänien auf, studierte am Folklore-Institut in Bukarest, dann nahm ich teil an mehreren Reisen zum Aufzeichnen von teils rumänischer, teil ungarischer Volksmusik. Das vorliegende viersätzige Orchester-Konzert (mit Streicher- und Bläser-Soli) basiert auf einer Vielzahl rumänischer Volksmelodien, die ich aufgezeichnet habe (…).« Das Werk spiegle, so der selbst aus Rumänien stammende Komponist, seine »tiefe Liebe zur rumänischen Volksmusik und zur rumänischsprachigen Kultur schlechthin wider.«
»Ich habe immer ein tiefes Unbehagen verspürt, wenn ich Volksweisen (also spontan aus dem Volk entstandene Lieder) mit Klavierbegleitung hörte. Daher habe ich, vor allem als Hommage an Cathy Berberians intelligente Interpretationen, 1964 Folk Songs geschrieben, für Stimme und sieben Instrumente und 1973 dann für Stimme und Orchester.« Bei diesen Folk Songs aus der Feder Luciano Berios handelt es sich um eine Sammlung von Volksliedern aus unterschiedlichen Kulturkreisen, u. a. aus den USA, Armenien und Sizilien, die Berio rhythmisch und harmonisch bearbeitet und gewissermaßen neu komponiert hat. Neun dieser »Songs« entdeckte Berio auf Schallplatten oder in Büchern und Volksliedsammlungen, zwei sind von ihm erfundene Melodien im Volksliedstil.
»Ich meine, derartige Arbeiten oder Vorarbeiten sollten nicht veröffentlicht werden (...)«. Dieses Urteil von Johannes Brahms aus einem Brief an Breitkopf & Härtel bezieht sich auf die frühen Symphonien Franz Schuberts. Brahms, eigentlich Schubert-Enthusiast, war nämlich mit der Mitherausgabe der Werke Schuberts betraut worden. Besonders dessen frühe Symphonien wurden aber oft als Jugendwerke abgetan, mit seinen späteren »großen« Symphonien wie der »Unvollendeten« verglichen und auch aus deren Sicht beurteilt. Dabei ließ man außer Acht, dass diese Werke einem ganz anderen Zweck dienten als die späteren: Sie entstanden nämlich für ein bestimmtes Liebhaberorchester; also für den privaten und halböffentlichen Raum, nicht für den Konzertsaal. So auch seine Dritte, 1815 komponiert. Zwar jugendlich, frisch und unbeschwert im Charakter, ist sie aber nicht etwa als »Vorarbeit« zu bewerten, sondern eben als Werk ihrer Zeit und ihres Entstehungskontextes. Die Öffentlichkeit bekam sie dennoch erst 1881 in London vollständig zu Gehör.