Wieder ein musikalisches Gipfeltreffen bei Herbstgold: Wenn Julian Rachlin und Sir András Schiff gemeinsam über drei beliebte Werke der klassisch-romantischen Literatur für ihre beiden Instrumente nachdenken, dann ist mit neuen Facetten und überraschenden Ergebnissen zu rechnen. Bei Wolfgang Amadeus Mozarts B-Dur-Sonate KV 378 etwa, von der eine zeitgenössische Kritik feststellte, dass „das Accompagnement der Violine mit der Klavierpartie so künstlich verbunden“ sei, dass sie einen „ebenso fertigen Violin- als Klavierspieler erfordern“ würde. Wie Mozart war auch Franz Schubert selbst ein versierter Geiger: In seiner A-Dur-Sonate D 574 stellte sich der 20-Jährige selbstbewusst dem Vergleich mit den großen Vorbildern. Zu denen zählte natürlich auch Ludwig van Beethoven, auch wenn dessen epochale „Kreutzer-Sonate“ zur Zeit dieses Schubert-Werks noch gar nicht komponiert war: Beethoven, von Haus aus kein Geiger, forderte die Virtuosen seiner Zeit mit diesem vor Schwierigkeiten strotzenden Werk aufs Äußerste – zugunsten brodelnder Leidenschaften, die in diesem Genre bis dahin unbekannt waren.