„Jeden Ärger zu verdrängen, kann nur zu Komplexen führ’n. Und drum ist es äußerst wichtig, sich schnell abzureagier’n. … Na, so gehenʼs halt in den Prater, watschen’s dort den Watschenmann.“ (Jingle der satirischen Hörfunksendung "Der Watschenmann", ab 1954)
Wien, 1954. Will man eine Geschichte hören, dann eine schöne. Denn Österreich ist immer noch nicht frei, die Wunden von zwei Kriegen sind noch nicht verheilt, die Menschen tragen lauter kleine Weltkriege mit sich herum. Überall entwurzelte Gestalten, die nicht wissen wohin; wohin mit ihren inneren Kämpfen und Aggressionen. Heinrich, ein junger Bursche, möchte den Menschen helfen, ihnen ihre Kriege austreiben, der Gewalt ein Ventil geben. Nur Österreicher müssen zahlen, die anderen schlagen gratis. Heinrich will der beste Watschenmann Wiens werden, so einer wie diese dümmlich dreinblickenden Figuren im Prater mit ihren Ledergesichtern. Er streunt durch die Stadt, trifft dabei auf allerlei obskure Gestalten, die aus der Zeit gefallen scheinen, und provoziert Passanten, ihn zu schlagen. Um den Schmerz auszuhalten, stellt er sich ein Tier vor, einen Raben vielleicht, um mit ihm davonzufliegen.
Bérénice Hebenstreit, die 2017 Barbi Markovićs Roman „Superheldinnen“ für die Bühne adaptiert hat, inszeniert den viel beachteten und mehrfach ausgezeichneten Debütroman der in Wien lebenden Autorin Karin Peschka.
Karin Peschka, geboren 1967 in Linz, wuchs als Wirtstochter in Eferding auf. Bevor sie 2014 mit ihrem Debütroman „Watschenmann“Furore machte, „eine der Entdeckungen des Literaturjahres 2014“ (Falter), besuchte sie die Sozialakademie in Linz, arbeitete mit alkoholkranken Menschen und arbeitslosen Jugendlichen und schrieb, nach ihrer Übersiedlung nach Wien, u.a. Online-Kolumnen für Ö1. Für ihren zweiten Roman „FanniPold“erhielt sie das Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien. 2017 wurde sie zum Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb eingeladen und für ihren Text „Wiener Kindl“mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Ihr jüngster Erzählband „Autolyse Wien“wurde 2017 für den Österreichischen Buchpreis nominiert. Derzeit ist sie Stadtschreiberin der Stadt Klagenfurt.
Hierbeschreibt „Watschenmann“ Autorin Karin Peschka, wie es war ihre Romanfiguren auf der Bühne zu sehen.
In Kooperation mit dem Institut für Komposition, Elektroakustik und TonmeisterInnen-Ausbildung der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.