DIE SYMPHONIE DER TAUSEND
»Denken Sie sich, dass das Universum zu tönen und zu klingen beginnt. Es sind nicht mehr menschliche Stimmen, sondern Planeten und Sonnen, welche kreisen«. So beschrieb Gustav Mahler seine gewaltige 8. Symphonie, die man als eine »der Tausend« bezeichnet hat. Weil sie angeblich so viele Mitwirkende erfordert. Nun, das riesige Orchester, die drei Chöre, die acht singenden Solistinnen und Solisten bringen nahezu jedes Konzertpodium an die Grenzen seines Fassungsvermögens, aber tausend Menschen sind es nicht, die da musizieren.
Auf den mittelalterlichen Hymnus vom Heiligen Geist »Veni creator spiritus« folgt der hymnische Schluss aus Johann Wolfgang Goethes zeitlosem Weltendrama »Faust«. Die Symphonie als Welterklärung, wie sie dem Komponisten vorschwebte, wird zu Beginn des 20. Jahrhunderts und knapp vor dessen großen Katastrophen, die der »Zeitgenosse der Zukunft« Mahler voraussah, aber nicht mehr erlebte, zu einem oratorischen Drama im Konzertsaal. Das Autobiographische tritt zurück. Die Apotheose der Erlösung, die Vergeistigung des suchend-sündigen Menschen endet in den mystischen Sätzen Goethes: »Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis. Das Unzulängliche, hier wirds Ereignis. Das Unbeschreibliche, hier wirds getan. Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan.« Die Symphonie mit ihrer strahlend klassischen Dominanz von Es-Dur war bei der Uraufführung 1910 in München Mahlers größter Erfolg zu Lebzeiten.
Kirill Petrenko, einer der faszinierendsten Dirigenten der Gegenwart, Münchner Generalmusikdirektor und demnächst Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, setzt damit den singulären Mahler-Zyklus mit »seinem« Vorarlberger Symphonieorchester fort. Aus Bregenz kommen der Festspiel- und der Kinderchor, aus Salzburg der Bachchor, aus aller Welt die Riege hochkarätiger Sängerinnen und Sänger.