Einführungsgespräch um 19 Uhr
Werke von Andrea Bernasconi, Giovanni Porta, Nicola Porpora, u.a.
Das Leben am Ospedale della Pietà, Antonio Vivaldis langjähriger pädagogischer Wirkungsstätte, war streng geregelt, ja geradezu monastisch geführt. Dank der erhalten gebliebenen Lebensbeschreibung manch einer einstigen Bewohnerin ist bekannt, dass nicht wenige der «putte», wie die dort lebenden Mädchen und Frauen im Volksmund genannt wurden, disziplinäre Verfahren über sich ergehen lassen mussten. Dies war z. B. bei Fortunata der Fall, einer jungen Dame von außerordentlicher Begabung, die den Glanz manch einer zeitgenössischen Primadonna ohne weiteres hätte in den Schatten stellen können – falls ihr die dazu nötigen Freiheiten offen gestanden wären!
Das Programm der «Ungezähmten» steht im Zeichen jener Musik, die in La Pietà di Venezia gesungen und von Komponisten geschrieben wurde, die daselbst um die Mitte des 18. Jahrhunderts als Gesangslehrer tätig waren (darunter auch ein gewisser Nicola Porpora, wenngleich dieser nur für ein einziges Jahr dort wirkte). Erdacht wurde es von der international gefeierten Sopranistin Giulia Semenzato, die am Conservatorio Benedetto Marcello in Venedig ausgebildet wurde. 2014 gewann sie den Cesti-Wettbewerb und durfte zwei Jahre später in der Rolle der Carolina in Paisiellos «Il matrimonio segreto» einen großen Erfolg verbuchen. Gemeinsam mit dem schwedischen Drottningholmsteaterns Orkester wird sie manch einer in Vergessenheit geratenen «figlia del coro» ihre vielfarbig klingende Stimme leihen.