„Wer glaubt, Meisterwerke bahnen sich mit der Zeit von selbst ihren Weg ins kollektive Gedächtnis der Nachwelt, um dort letztendlich ihre verdiente Würdigung zu erfahren, der irrt. Das Vergessenwerden ist wohl die bitterste Form von Rezeption, die einem Kunstwerk widerfahren kann. Von den vielen Beispielen in der Musikgeschichte besitzt gerade die italienische Oper ein besonders tragisches Schicksal: jenes von Pietro Mascagnis idyllischem Meisterwerk ‚L’amico Fritz‘. Dieses übersehene Kleinod strahlt voll reicher Klangfarben und birgt nahezu unentdeckt Italiens schönste musikalische Perlen.“
Lukas Sölkner
Dieser großartigen Musik steht eine recht simpel gestrickte Handlung entgegen: Der wohlhabende Junggeselle Fritz wettet mit seinem Freund David, dass er nie heiraten werde. Wetteinsatz: ein Weinberg. Kurz darauf trifft Fritz Suzel, die Tochter seines Gutsverwalters. Aus dem kleinen Mädchen ist eine schöne junge Frau geworden. Erst als David das Gerücht streut, Suzel sei verlobt, wird sich Fritz seiner Liebe zu Suzel bewusst. Er gesteht seine Liebe in letzter Minute, und die beiden heiraten. David hat somit die Wette und den Weinberg gewonnen. Diesen behält er nicht für sich, sondern schenkt ihn Suzel zur Hochzeit. Ihm genügt der Triumph, dass sein gestreutes Gerücht über Suzels Heirat Wirklichkeit geworden ist.
Das Spannende an diesem scheinbar einfachen Inhalt sind die Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren und deren Verbindungen zueinander. Hier in die Tiefe zu gehen und die individuellen Beweggründe, (verborgenen) Gefühle und Ängste der Figuren zu ergründen und aufzuzeigen, macht eine Beschäftigung mit dieser Oper so reizvoll.
Ute Monika Engelhardt