Der Vater ist vor kurzem gestorben, doch statt angemessen zu trauern, zeigen sich die Hinterbliebenen unfähig, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Beziehungen, die schon längst angespannt waren, werden erst recht toxisch: Der Schwiegersohn interessiert sich vorrangig für seine Schwiegermutter, die aus ihrem Hass gegen ihren verblichenen Gatten keinen Hehl macht. Die beiden Töchter oszillieren zwischen Verdrängung und Rebellion, und der verschmitzte Haushälter erinnert sie an ihre Verfehlungen. Schritt für Schritt zeigt sich eine Gemeinschaft, die sich durch Missgunst und Kleingeistigkeit selbst auffrisst – ganz im Gegensatz zum titelgebenden Vogel, der laut Legende bereit war, sich Fleisch und Blut aus der Brust zu reißen, um seinen Nachwuchs zu ernähren. Eine gnadenlose Auseinandersetzung mit den Schattenseiten einer Familie.
August Strindberg ist der große Dramatiker Schwedens. Mit seinem „intimen Theater“ bereitete er den Weg zum Expressionismus und Surrealismus. Seine gnadenlose Sektion menschlicher Verhältnisse macht ihn zu einem Meister des psychologischen Kammerspiels.