Ein Stück mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern
nach John Gays „The Beggar‘s Opera”
von Bertolt Brecht (Text) und Kurt Weill (Musik)
unter Mitarbeit von Elisabeth Hauptmann
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral! Der Ort? London, Soho. Die Zeit? Ein Jahrzehnt des moralischen Verfalls. Die Szene? Der erbitterte Konkurrenzkampf zwischen dem Bettlerkönig Peachum und dem „Geschäftsmann“ Macheath, genannt Mackie Messer. Und schon sind wir mitten in einer Welt der kalten Berechnung und heißen Leidenschaft, in einem Kampf um Geld, Erfolg und ja, auch Liebe. Korruption gehört zum guten Ton, das Gesetz ist doch eher eine Richtlinie – jeder ist sich selbst der Nächste, so lautet die Devise. Mit ihrer Neubearbeitung der Ballad Opera The Beggar’s Opera von John Gay feierten Bertolt Brecht und Kurt Weill 1928 einen der größten Erfolge der deutschen Theatergeschichte. Lieder wie „Die Moritat von Mackie Messer“, „Das Lied von der Seeräuber-Jenny“ oder der „Kanonensong“ wurden in kürzester Zeit zu Welthits, die bald auf allen Straßen nachgesungen wurden. Brecht und Weill übten scharfe Kritik an der Heuchelei des deutschen Bürgertums der Weimarer Republik und stellten den Kapitalismus ins kalte Scheinwerferlicht – die Aktualität ihrer Anklage hat in den letzten Jahrzehnten jedoch kein Jota an Relevanz verloren. Denn … was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?
Bertolt Brecht (1898 – 1956) war einer der einflussreichsten deutschen Theaterschaffenden des 20. Jahrhunderts. Er gilt als Begründer des „epischen Theaters“ und prägte den Begriff des „Verfremdungseffekts“. Brecht betrachtete das Theater als Möglichkeit, den gesellschaftlichen Diskurs anzustoßen, die Verhältnisse zu hinterfragen und zu ändern.
Kurt Weill (1900 – 1950) arbeitete als Bühnenkomponist eng mit Brecht zusammen. 1935 emigrierte er gemeinsam mit seiner Frau Lotte Lenya – der Ur-Spelunkenjenny – in die USA und komponierte eine Reihe erfolgreicher Broadwaymusicals. Im Gegensatz zu Brecht kehrte Weill nach Kriegsende nicht nach Deutschland zurück, sondern nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Die Schriftstellerin Elisabeth Hauptmann (1897 – 1973) entdeckte den englischen Text, sorgte für die erste Übersetzung und war maßgeblich an der Entwicklung des Textes und der Songs der Dreigroschenoper beteiligt.