„Espaces imaginaires“, so nannte Frédéric Chopin die Vorstellungsräume, in die er immer wieder förmlich hineingesogen wurde und in denen seine Kompositionen Gestalt annahmen, noch bevor sie niedergeschrieben waren. „Ich bin (…) gar nicht bei mir in diesem Augenblicke – sondern, wie gewöhnlich, in irgendeiner seltsamen Ferne. Das sind gewiss jene espaces imaginaires“, beschrieb er diesen Zustand 1845 in einem Brief an seine Familie.
An diesem, dem legendären Klaviervirtuosen und Komponisten gewidmeten, Abend werden die „espaces imaginaires“ jedoch auch zu den Vorstellungsräumen, in denen drei Choreograph*innen ihrer Phantasie und Assoziationskraft zur Musik und Person Frédéric Chopins freien Lauf lassen können: drei choreographische Handschriften, drei Erzählarten, drei verschiedene Herangehensweisen an seine Musik und an die Künstlerpersönlichkeit Chopins, die sich zu einem ganz besonderen Abend zusammenfügen.
In seiner fünften Spielzeit gelingt es Ballettdirektor Reginaldo Oliveira, mit Kristína Paulin, Kristian Lever und Nadav Zelner drei ganz unterschiedliche Künstler*innen von internationalem Rang für diesen dreiteiligen Ballettabend nach Salzburg einzuladen, um die große Vielschichtigkeit ihrer Bewegungssprachen erlebbar zu machen.
Die slowakische Choreographin Kristína Paulin ist Tänzerin am Hamburg Ballett. Dort kreierte sie erste Stücke, außerdem choreographierte sie für den Salon Kleiner Michel, das Schauspielhaus sowie für die Jungen Symphoniker Hamburg. Für die Ballettgala „Mozart Moves!“ 2019 entstand „The Eye of God, 3rd floor“.
Der finnisch-britische Tänzer und Choreograph Kristian Lever kreierte u.a. Arbeiten für das Bundesjugendballett, das Ballett Vorpommern sowie das Königlich Dänische Ballett. 2019 schuf er die Choreographie für die Oper „Oberon“ am Salzburger Landestheater.
Der israelische Choreograph Nadav Zelner machte mit tänzerischen Minidramen und rasanten Clips auf sich aufmerksam. 2018 entstand für Gauthier Dance Stuttgart das abendfüllende Werk „Bullshit“ und er kreierte 2020 Werke für das Tanzensemble St. Gallen und das Moskauer Stanislawski Theater.
©Anna-Maria Löffelberger